Heute vor 20 Jahren: Alarm in Hellmitzheim

Wenige Meter vor der Eingangstür des Kindergartens stieß ein Baggerfahrer bei Straßenbauarbeiten auf eine 250-Kilo-Sprengbombe.

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Aus der MAIN-POST vom 16. April 2003

Hellmitzheim – Bange Stunden erlebten am Montag die Bewohner von Hellmitzheim. Wenige Meter vor der Eingangstür des Kindergartens stieß ein Baggerfahrer bei Straßenbauarbeiten auf eine 250-Kilo-Sprengbombe amerikanischer Bauart aus dem Zweiten Weltkrieg. Nach rund 15 Minuten hatte Feuerwerker Günter Hanft (München) das gefährliche Kriegs-Relikt entschärft.

Kurz nach acht Uhr war es, als der Bauarbeiter die Bombe auf seiner Baggerschaufel bemerkte und behutsam zu Boden gleiten ließ. Die sofort alarmierte Polizei verständigte das Spreng-Kommando Feucht und ließ in einem Umkreis von 300 Metern um die Fundstelle alle Gebäude räumen. Während Lautsprecherwagen durch den Ort fuhren und vor der Gefahr warnten begaben sich die Anwohner zum Sportplatzgelände am Dorfrand.

Zünder gibt Rätsel auf

Die beiden Sprengberechtigten Lothar Häslein und Dietmar Penkzwa bereiteten die Entschärfung des äußerlich stark verrosteten Fundes vor, der später von ihrem Kollegen Günter Hanft entschärft werden sollte. Hanft war innerhalb von zweieinhalb Stunden aus München zum Fundort gekommen. Während einer der beiden Zünder deutlich erkennbar war, herrschte über den Zustand des zweiten Zünders Unklarheit. Es schien, als sei dessen Druckplatte abgerissen. Mit Rostlöser machten sich die Männer ans Werk.

Nach knapp 15 Minuten gab Hanft Entwarnung. Für ihn war es, wie er sagte, die 259. Fliegerbombe, die er entschärfte. Der eine Zünder habe sich problemlos herausschrauben lassen, so der Feuerwerker. Der etwa zehn Zentimeter lange Zünder sah aus „wie neu“. Der zuerst vermutete zweite Zünder fehlte. An seiner Stelle war eine Verschluss-Platte aufgeschweißt.

Bewohner erleichtert

Während die Männer die jetzt ungefährliche, mit rund 120 Kilo TNT gefüllte, Bombe kurz nach zwölf Uhr in ihr Auto einluden, durften die Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehren. Bei ihnen herrschte sichtlich Erleichterung, die sich durch so manches „Gott sei Dank“ oder einem Dankeschön an die Sprengmeister Luft machte.

Nicht der erste Bombenfund

Wie einige ältere Bürger im Gespräch mit der MAIN-POST erklärten, sei bereits vor einigen Jahren, beim Neubau vom nur wenige Meter vom jetzigen Fundort entfernten Wohnhauses Nummer 6, eine Bombe gleicher Bauart gefunden worden.

Beide stammen nach Auskunft von Zeitzeugen vom Angriff amerikanischer Jagdbomber am 11. April 1945. Dieser Tag wurde zum Schwärzesten in der Geschichte des Ortes. Hellmitzheim wurde zu 70 Prozent zerstört. Die Kirche mit der Kirchenburg, das Pfarrhaus und das Rathaus brannten bis auf die Grundmauern nieder. Alle alten Urkunden und Kirchenbücher wurden zerstört. Wie die Augenzeugen weiter berichteten, seien die Blindgänger vermutlich aus einem tief fliegenden Jagdflugzeug abgeworfen worden und wegen dessen geringer Flughöhe nicht detoniert. Nach dem Angriff habe man zahlreiche nicht detonierte Brand- und Sprengbomben gefunden.

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Zeitzeugenberichte zu den Tagen im April 1945 hier => https://hellmitzheim.de/2020/11/11/april-1945-eine-zeitzeugin-erinnert-sich/

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Ergänzender Hinweis: Bei den „Baggerarbeiten“ handelte es sich um die Arbeiten zum ersten Bauabschnitt der Städtebauförderung in der Mönchsondheiemer Straße. Die Arbeiten starteten im Frühjahr 2003.

Quelle: Auszüge aus Bericht der Main-Post vom 16. April 2003 | Archiviert beim Dorfarchiv am Hellmitzheimer Bürgerhaus