79. Jahrestag: Gedenken und Erinnerung

In Hellmitzheim ist der heutige 11. April ein Tag des Gedenkens und der Erinnerung an die schrecklichen Kriegsereignisse von 1945.

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Feuer und Staub

„Erst als die bedrohlichen Donnergeräusche langsam nachlassen, trauen wir uns von unserem Unterschlupf in´s Freie nach draußen. Gott sei Dank ist unser Haus nicht zerstört worden, denn im tiefen Eiskeller wären wir nicht mehr gefunden worden. Ich werde den Anblick, den ich oben vor Augen habe, nie mehr im Leben vergessen können. Alles um mich herum brennt. Soweit ich sehen kann, stehen die Scheunen von Familie Maul und Käufer in Flammen.“

Dies sind einige Erinnerungen, die Anni Wirsing (geb. Lindner. Jhrg. 1929) am 11. April 1945 in Hellmitzheim erlebt und in einem Bericht von 2020 niedergeschrieben hat.

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Auch Jahrzehnte später, wenn die Kinder von damals Falten und graue Haare bekommen haben, sind die Erinnerungen noch präsent. Sie wohnen in den Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die den Krieg erlebt haben. Überall auf der Welt … so auch in unserem kleinen Dorf.

Heute gedenken wir in Hellmitzheim der Opfer, die in den schrecklichen Apriltagen von 1945 ums Leben gekommen sind oder verletzt wurden. Mich bewegen die Erinnerungen derer, die unser zerstörtes Dorf gesehen haben. Sie erzählen von Katharina Haag, die am 9. April 1945 nach einem Artilleriebeschuss ums Leben kam. Oder davon, wie der Vater, der bereits im Ersten Weltkrieg als Soldat ein Bein verloren hatte, durch einen Splitter in sein noch gesundes Bein an diesem verhängnisvollen 11. April verletzte wurde und dann auch dieses Bein noch abgenommen werden musste. Oder wie die brennende Turmspitze der Dorfkirche in das Dach des Pfarrhauses krachte.

Nun rufen die aktuellen Bilder aus der Ukraine und aus Gaza Vergangenes in ihnen wieder wach. Die politische Ausgangslage ist jeweils verschieden, aber die Folgen sind dieselben. Menschen werden getötet und gequält, werden verwundet an Leib und Seele. Kriegstraumata können an die nächste Generation weitergegeben werden, wenn man Erlebtes verschweigt.

„An den Frieden denken heißt, an die Kinder denken.“

– Michail Gorbatschow –

Frieden braucht …

Derzeit überlagern sich Nachrichten von Kriegen, Krisen und Katastrophen. Sie führen uns vor Augen, wie fragil der Friede ist. Er ist keine selbstverständliche Gegebenheit, sondern eine Aufgabe, zu deren Verwirklichung jeder und jede etwas beitragen kann. Friede braucht die Konkretion. Zum Beispiel das Gedenken heute in unserem Hellmitzheim … und darüber hinaus, um aus der Vergangenheit zu lernen.

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Titelfoto und Foto unten: Das Mahnmal an der Hellmitzheimer Dorfkirche wurde anlässlich des 60. Jahrestages der Zerstörung unseres Dorfes dort 2005 errichtet. | Fotos (c)Harald_Heinritz