470 neue Franken auf dem Weg nach Afrika

Wiesenweihe: Wer denkt, dies ist wenn der Pfarrer die Felder segnet, der irrt. DIE WIESENWEIHE ist ein kleiner Greifvogel und Bodenbrüter, der seine Horste aufgrund Verlust des ursprünglichen Lebensraums nun bevorzugt in die offene Agrarlandschaft legt. Ein Artenhilfsprogramm hilft dem Zugvogel aus Afrika auch in der Hellmitzheimer Bucht.

***

Aktuelles aus dem Wiesenweihenschutz

Vor genau 20 Jahren hat das Bayerische Staatsministerium für Umwelt für den Erhalt an Artenvielfalt und Vielfalt von und in Ökosystemen das Artenhilfsprogramm (AHP) „Wiesenweihe“ gestartet. Noch Ende der 1980er Jahre war die Wiesenweihe in Bayern und Deutschland nahezu verschwunden.

Das typische V-förmige Flugbild einer Wiesenweihe. Foto: Harald Heinritz

Die Renaissance der eleganten Flieger kann gerade in Franken, und dabei besonders in Mainfranken mit den Gauflächen bei Uffenheim und Ochsenfurt aber auch bis in die Hellmitzheimer Bucht hinein, als eine Erfolgsgeschichte gesehen werden. 2004 wurde ein EU-Vogelschutzgebiet in Mainfranken der EU gemeldet. Der Managementplan dafür wurde gemeinsam mit Landwirten, Naturschützern und Behörden erarbeitet.

Heinz Schrank hebt einen Jungvogel zur Beringung vorsichtig aus dem Horst. Foto: Harald Heinritz

Brutsaison 2019 in Franken – Gute Zusammenarbeit mit Landwirten

Träger des AHP Wiesenweihe ist der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV), der alljährlich eine Auswertung der Brutdaten präsentiert.

Von den erfassten 178 Brutpaaren in Franken (149 im Vorjahr) waren am Ende 136 Paare erfolgreich. Insgesamt flogen 470 Jungvögel aus (Vorjahr 298). Damit war die diesjährige Brutsaison nach 2015 (damals 195 Brutpaare mit 524 Jungvögeln) die erfolgreichste seit dem Start des AHP. Gründe hierfür dürften im höhere Nahrungsangebot an Feldmäusen sowie in der doch etwas günstigeren Witterung als wie im Trockenjahr 2018 zu finden sein. Auch die gute Zusammenarbeit mit den Landwirten trug wieder erheblich zu diesem Bruterfolg bei.

Brutpaar in der Hellmitzheimer Bucht

Bereits im April wurden erste Wiesenweihen auch in und um Hellmitzheim beobachtet. Es dauerte aber bis Ende Juni, ehe ein brütendes Wiesenweihenpaar in einem Weizenfeld gesichtet wurde.

Regenreicher Mai 2019: später Brutbeginn

Aus den vier Eiern schlüpften Ende Juni drei Jungvögel. Diese Brut wäre jedoch erfolglos geblieben, weil die Jungvögel mit rund 35 Tagen erst deutlich nach der Erntezeit flügge wurden. Erst eine Vereinbarung mit dem Landwirt, der eine Restfläche um den Horst stehen lässt, gewährleistet den Jungvögeln das Überleben auch nach der Ernte. Erfreulicherweise zahlen die örtlichen Naturschutzbehörden eine Entschädigung, die den Mehraufwand der Landwirte – schließlich müssen die betroffenen Landwirte dann mehrmals mit Mähdrescher und anschließender Bodenbearbeitung ausrücken – ausgleicht.

Mit 20 Tagen beringt

Einer von drei Jungvögeln wird zur Beringung gebracht. Foto: Harald Heinritz
Dieser Jungvogel ist rund drei Wochen alt. An der Farbe um die Augen erkannt man: es handelt sich um ein Weibchen. Foto: Harald Heinritz

Der Horst im Getreidefeld mit den rund drei Wochen alten Jungvögeln wurde von einem Expertenteam vom LBV besucht. Die noch flaumigen Jungtiere wurden dabei in einen Stoffbeutel gepackt: zwei Mädchen mit markanten dunkelbraunen Augen und ein Junge. Die Halbwüchsigen wurden vermessen und gewogen, alle sind an die 300 Gramm schwer, und am Fuß beringt. Danach gab es noch eine nummerierte Flügelmarke, was für die Tiere nicht schmerzhaft ist und sie auch nicht bei der Jagd behindern soll.

Vorsichtig bring Heinz Schrank einen Erkennungsring am Fuß der Wiesenweihe an. Ein Wiesenweihenbeobachter assistiert und hält den Jungvogel. Foto: Christoph Saile

Wiesenweihen im Landkreis Kitzingen

Schwerpunkte an Brutgebieten im Landkreis Kitzingen waren in den letzten Jahren der südwestliche und nordwestliche Landkreis sowie die Hellmitzheimer Bucht. Der Bestand wächst hier aber kaum noch und war gegenüber dem Vorjahr sogar rückläufig. Zählte man im Trockenjahr 2018 noch 12 Brutpaare so waren es heuer nur noch neun.

Und in welchen Kulturen wird gebrütet?

Auch hier haben die Veitshöchheimer Experten genau gezählt: 41 % brüteten im Weizen, 37 % in der Gerste und der Rest in Kulturen wie Luzerne (Klee) und weitere Getreidearten. Im Kreis Würzburg legte ein Brutpaar sogar einen Horst in einem Spinatfeld eines Gemüsebauern an.

Lust auf Abenteuer in der Natur? – Werde Wiesenweihen-Schützer

Die Wiesenweihe brütet überwiegend im Getreide. Ohne Schutz werden bei der Ernte viele Jungvögel getötet. Als Wiesenweihen-Schützer spürt man Bruten in der Ackerlandschaft auf und leitet mit Absprache der Experten vom LBV vor Ort Schutzmaßnahmen in die Wege.

Auch für die kommenden Jahre sucht der Landesbund für Vogelschutz wieder ehrenamtliche Mitarbeiter. Ganz besonders rund um Würzburg und Uffenheim, aber auch im Landkreis Kitzingen und den angrenzenden Kreisen. Besondere fachliche Voraussetzungen sind dafür nicht nötig. Das benötigte Wissen wird in einer gründlichen Einarbeitung vermittelt.

Mitzubringen wäre:

  • Zeit zwischen April und August (insbesondere im Mai und Juni), um ein Gebiet zu kontrollieren
  • ein Auto, mit dem man das Gebiet absucht
  • ein Fernglas

Vom LBV gibt es:

  • eine gründliche Einarbeitung
  • Erstattung der Fahrtkosten
  • eine kleine Aufwandsentschädigung
  • Material: Karten, GPS-Gerät

Wer hat Interesse? Informationen erhält man bei der Geschäftsstelle des LBV in Veitshöchheim

  • Tel. (0931) 45 26 50 47
  • E-Mail: ahp-wiesenweihe@lbv.de
  • www.lbv.de/wiesenweihe
  • LBV-Flyer hier zum Ansehen und/oder Herunterladen

***

Titelfoto: Harald_Heinritz_Archiv2o19