Sie galt in Bayern als fast schon ausgestorben: Die Wiesenweihe. Heute ist der elegante Greifvogel ein gutes Beispiel dafür, wie moderner Artenschutz funktionieren kann – gerade hier in Mainfranken und bei uns in der Hellmitzheimer Bucht.
Die Wiesenweihe lebte früher in feuchten Niederungen, Mooren und auf selten gemähten feuchten Streuwiesen. Mit zunehmender Intensivierung der Landwirtschaft wurden diese Flächen immer öfters trocken gelegt, in Äcker umgewandelt oder häufiger gemäht. Der Vogel musste diesen Lebensraum aufgeben, der Bestand nahm ab. Bis auf wenige Paare, deren gänzliches Verschwinden nur noch eine Frage der Zeit schien, war der zierliche Greifvogel aus Bayerns Natur verschwunden.
Wechsel des Lebensraumes bringt Wunder in Mainfranken
Und doch ist es so: Ab Anfang der 1990er Jahre hat sich die Wiesenweihe einen Sekundär-Lebensraum erobert – die intensiv genutzte Agrarlandschaft. Getreideackerflächen wurden nun zum bevorzugten Brutplatz. „Dieser Wechsel vollzog sich in ganz West- und Mitteleuropa. Heute haben wird in Bayern einen Brutbestand von 180 Paaren“, so der Landesbund für Vogelschutz.
Es ist vor allem die rasante Entwicklung der Brutpaarzahl in Mainfranken, die zu diesem außergewöhnlichen Ergebnis geführt hat. Ausgehend von zwei Paaren im Jahr 1994 ist der Brutbestand auf 150 im Jahr 2018 gestiegen. Während andernorts in Europa die Bestände deutlich zurückgehen, ist die mainfränkische Population zur größten und erfolgreichsten Teilpopulation der Wiesenweihe in Mitteleuropa geworden: Nirgendwo sonst gibt es in Mitteleuropa so viele Paare in einem so eng begrenzten Gebiet.
Langstreckenzieher in der Hellmitzheimer Bucht
Eigentlich sind Wiesenweihen nur als Gäste während der Brutsaison bei uns. Nach vier Monaten verschwinden sie bereits wieder, denn den größten Teil ihres Lebens verbringen sie auf dem Zug und im afrikanischen Winterquartier. Sie überwintern südlich der Sahara in Westafrika.
Aber auch die neuen Brutgebiete bergen Gefahren. Schnellwüchsige neue Getreidesorten und die intensive Behandlung der Bestände führen dazu, dass das Getreide heute meist zu einer Zeit geerntet wird, zu der die Jungvögel noch längst nicht flügge sind. Und: den Mähdrescher oder den Silagehäcksler bei der Ernte würde die Brut nicht überleben.
Der Erfolg der Wieseweihen in Mainfranken hängt auch an einem Artenhilfsprogramm, bei dem seit Jahren Landwirte, Vogelschützer und Behörden an einem Strang ziehen. „Diese vorbildliche enge Zusammenarbeit kann nicht hoch genug gewürdigt werden – sie ermöglicht der Wiesenweihe erst das dauerhafte Überleben in ihrem neuen Lebensraum“, so das Bayerische Landesamt für Umwelt.
Die ersten Wiesenweihen wurden bereits um Ostern auch in der Hellmitzheimer Bucht gesichtet. Die beiden örtlichen Beobachter Karl Mandel und Harald Heinritz versuchen nun in den nächsten Wochen ausfindig zu machen, wo genau sich die Nester der Bodenbrüter befinden. Erst dann können in Zusammenarbeit mit dem Landwirt Schutzmaßnahmen unternommen werden, damit der Horst der Jungvögel bei der Ernte nicht überfahren wird.
[Foto: Getreideernte 2018 in der Hellmitzheimer Flur]
Zum Ende der diesjährigen Brutsaison werden wir hier auf hellmitzheim.de berichten, wie sich das Artenhilfsprogramm in unserer Region entwickelt hat.
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Weitere Details zu Wiesenweihen und dem erfolgreichen Artenhilfsprogramm finden sich unter
https://www.lfu.bayern.de/natur/artenhilfsprojekte_voegel/wiesenweihe/index.htm
sowie auf den Seiten des Landesbundes für Vogelschutz Bayern:
https://www.lbv.de/naturschutz/artenschutz/voegel/wiesenweihe/
(Fotos: Archiv Harald_Heinritz)