Hellmitzheimer Milchsammelstelle

Bilder und ihre Geschichte: Die Büttners Anni und die Hellmitzheimer Milchsammelstelle.

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Täglich zwei Treffen bei der Anni

Zahlreich war sie, die Anzahl der Milcherzeuger vor rund 70 Jahren. So auch in Hellmitzheim. Im Jahr 1958 nahm für die Sammlung, Kühlung und dem Weitertransport der Milch die neue Sammelstelle den Betrieb auf.

Die Einrichtung befand sich in der Ortsmitte von Hellmitzheim, direkt unter der damaligen Ratsstube des Gemeinderates im Gebäude der Raiffeisengenossenschaft. Die Sammelstelle diente den Landwirten 34 Jahr lang als Anlieferungsstelle für ihre Milch und nicht zuletzt auch als gute Gelegenheit, morgens und abends dort die Neuigkeiten des Dorfes in Erfahrung zu bringen.

Bewegung und Kühlung

Die Milchkannen mussten bei der Anlieferung vor Ort auf die Schüttkannte einer rund 70 cm hohe Auffangwanne gewuchtet, gekippt und entleert werden. Die Milch wurde in dieser Wanne gewogen und die Menge in einer Dateikarte notiert. Das Gewicht konnte dabei auch von einer analogen Anzeigentafel abgelesen werden.

Anschließend wurde die Milch in einen rund 2.000 Liter fassenden Edelstahlbehälter abgelassen. In diesem Behälter wurde die Milch gekühlt. Ein stetig laufendes Rührwerk sorgt dafür, dass sich oben auf der Milch kein Rahm absetzt. Täglich holte ein Tankfahrzeug die gesammelte Milch in Hellmitzheim ab und brachte sie zur Genossenschaftsmolkerei nach Langenfeld (Bezirk Mittelfranken). Dort wurde die Milch überwiegend zu Käse verarbeitet.

Wandel in der Milchproduktion

Die Bedeutung der Milchsammelstellen nahm ab den 1980er Jahren infolge des strukturellen Wandels in der Landwirtschaft (u. a. Milchquotenregelung der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft [EWG]) und der immer geringer werdenden Anzahl der Milchviehbetrieb stetig ab. Bei Inbetriebnahme zählte man in Hellmitzheim noch 43 Betriebe, die ihre Milch ablieferten, 1992 waren es noch 20.

Zum 31. März 1992 wurde der Betrieb der Hellmitzheimer Milchsammelstelle eingestellt. Heute erinnert vor Ort nichts mehr an diese Einrichtung. Die Milchvieh-Betriebe in Hellmitzheim verfügen heute über eigene Kühltanks, die nun direkt von Molkereifahrzeugen angefahren werden.

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Anni Büttner (*13.07.1922 – verst. 18.11.2020)

Die „gute Seele“ dieser Sammelstelle in Hellmitzheim war seit der Inbetriebnahme 1958 Anna Büttner. In Hellmitzheim wurde sie liebevoll „Büttners Anni“ oder „Milch-Anni“ genannt. Sie schloss täglich am Morgen und am Abend die Sammelstelle auf, überwachte die Kühltechnik, führte Protokoll über die Anlieferungen, nahm Proben von der angelieferten Milch und reinigte die Einrichtung. Zweimal wöchentlich wurden auch von den Landwirtsfamilien bei der Molkerei bestellte Produkte an die Sammelstelle geliefert und während der Annahmezeiten von Anni Büttner an die Landwirte übergeben.

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Das Titelfoto zeigt Frau Büttner, umringt von Hellmitzheimer Landwirten, direkt vor der Milchsammelstelle. Die Aufnahme stammt vom 31. März 1992, dem letzten Öffnungstag der Milchsammelstelle in Hellmitzheim.

Titelfoto v.l.n.r.:

August Weigand, Hans Schmidt, Ernst Streicher, Martin Dornberger, Richard Veit, Dieter Lindner, Leonhard Volkamer, Hans Veeh, Anni Büttner, Wilhelm (Willi) Iftner, Helmut Link, Erwin Streicher, Richard Mandel, Horst Wirsing, Karl Link, Heinrich Weigand, Hans Popp. Es fehlen: Georg Brummer, Oskar Königsreuter, Hartmut Fink, Leonhard Zobel.

Fotograph: Karl Mandel, Landwirt und ebenfalls ehemaliger Anlieferer an die Milchsammelstelle in Hellmitzheim.

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Text Harald Heinritz | Arbeitskreis Dorfarchiv im Bürgerhaus Hellmitzhheim

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Fotogalerie – aus dem Nachlass von Anni Büttner; überreicht an das Dorfarchiv beim Bürgerhaus Hellmitzheim e.V.