Mein Lieblings-Kalenderspruch

Türchen 16 im Hellmitzheimer Adventskalender. Heute mit einer Aussage eines älteren Herrn über die Jugend.

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„Die Kinder von heute sind Tyrannen.

Sie widersprechen ihren Eltern,

kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer!“

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Sokrates, altgriechischer Philosoph;

geboren 469, gestorben 399 vor Christus

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Dazu ein gegensätzlicher Spruch von Liisa Hyttynen sowie eine Spruchauslegung dazu:

„Wer über die Jugend schimpft, hat sie verloren.“

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Wer schimpft, stellt sich auf die andere Seite. Somit hat der/die Schimpfende die Jugend in diesem Moment in doppelter Hinsicht verloren: Er oder sie betrachtet sich selbst nicht mehr als dazugehörig; außerdem wird diese Jugend, die belehrt werden soll, nicht mehr zuhören. Dabei sind wir doch alle einmal jung gewesen. Wie kann man diese Phase des eigenen Lebens denn gänzlich vergessen? Wie kann man so komplett im Erwachsenensein aufgehen, als sei man zu einer anderen Spezies geworden?

Von solch einem Standpunkt geäußert, entbehrt jede Kritik das notwendige Verständnis. Es fehlt ihr die Basis der Selbsterkenntnis. Ich und Du haben keine Brücke mehr, auf der sie einander begegnen könnten. Welchen Sinn könnte es haben, wenn der Schmetterling die Raupe schimpft, weil sie nicht fliegt? Dass sie nicht einmal die Sehnsucht hat zu fliegen, sondern sich verpuppen will.

Welchen Sinn hat es, der Jugend ihren Mangel an Besonnenheit vorzuhalten, ihre ungestüme Bereitschaft, mit den Kopf durch die Wand zu gehen? Die Erfahrenen und „wilden“ IdealistInnen sollen sich zu guten Partnerschaften zusammentun; Vorwürfe haben da keinen Platz.

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Spruch und Auslegung aus Preuer-Kalender vom 8. Dezember 2o2o