Sonntag, der 2. Advent. Türchen 5 öffnet sich. Heute mit einem „Gedicht eines gefiederten Gesellen“ aus Wiesenbronn.
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Der Wetterhahn – von Renate Friedel, Wiesenbronn
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Auf des Turmes höchster Spitze, saß der alte Wetterhahn, schaut vom erhab´ nen Sitze, ruhig sich das Wetter an.
Auf dem Miste sah er stehen: Einen jungen Bruderhahn, der mit lautem, stolzem Krähen, kündet Sturm und Regen an.
Und der Alte rief von oben: Lieber Bruder, dass ist dumm! Wird man auch dein Krähen loben, dreht man doch den Hals dir um.
Sieh mich an hier auf dem Turme: Hab` ich jemals schon gekräht? Nein, ich hab` vor jedem Sturme, still mich nach dem Wind gedreht.
Und so bin ich alt geworden, in den Zeiten der Gefahr – Heute Süden, morgen Norden – Stumm und lenksam immerdar.
Und daraus magst du ersehen, dass sein Glück nur macht ein Mann, der versteht, sich gut zu drehen, und den Schnabel halten kann.
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