Hellmitzheimer Burschen pflegten auch heuer wieder eine alte Tradition: Das Birkenstecken.
Offene Liebesbekundungen wie Liebesbriefe oder Schreiben von Liebesgedichten und Liedern – das gehört mittlerweile nicht mehr zum Alltagsgebrauch der „jungen Leut´“. Beziehungen werden durch SMS begonnen und auch wieder beendet, „Ich liebe Dich“ wird schnell per Mausklick verschickt und durch das Internet ist man immer auf dem neuesten Stand, wer gerade mit wem in einer Beziehung lebt … oder auch wieder nicht.
Doch die Hellmitzheimer Burschen pflegen zu Pfingsten eine Tradition, um ihrem „Mädla“ ihre Gefühle zu zeigen und trotzen damit den virtuellen Liebesbeweisen. In der Nacht zu Pfingst-Sonntag stecken sie ihren Auserwählten jeweils eine Birke, ganz so wie es schon ihre Groß- und Urgroßväter taten. Damit macht der Bursche gut sichtbar, dass er ein Mädchen am Haus verehrt und ihr seine Zuneigung zeigen will.
Die Neulinge, dies sind die im Vorjahr konfirmierten Burschen, werden dabei in die Brauchtumspflege eingeführt. Die meist 16-jährigen jungen Männer können erste Erfahrungen sammeln, wie man das Birkenstecken richtig angeht. In Hellmitzheim treffen sich am Abend die Burschen in geselliger Runde. Nach Einbruch der Dunkelheit geht es in den Wald, wo nach vorheriger Zustimmung des Besitzers die Birkenbäumchen geholt werden.
Fragt man den Burschen, wo und wem er denn die Birke stecke, so bekommt man meisten nur einen fragenden Blick zurück und vielleicht noch die Antwort: „Des verrat` ich Dir ganz bestimmt nicht!“ Schließlich soll es ja auch eine Überraschung werden.
Spannend wird es für den Burschen dann aber noch am nächsten Morgen. Stellt nämlich der Vater oder die Mutter der Angebeteten die Birke in einem Eimer mit Wasser gut sichtbar ans Haus, so bedeutet dies, dass man sich durchaus geehrt fühlt. Schlecht Karten hat der Bursche jedoch, wenn das Bäumchen am Morgen spurlos verschwunden ist.
Für die Hellmitzheimer Burschen spielt beim Birkenstecken natürlich die Tradition eine wichtige Rolle. Im Hintergrund steht dann aber eher, dass man gemeinsam mit Freunden was unternimmt.
(Text und Foto Harald Heinritz)