Ein Vierteljahrhundert Bürgerhaus Hellmitzheim

Das denkmalsgeschützte Bauernhaus in der Dorfmitte sollte Impulse zur Förderung und Stärkung der Dorfgemeinschaft bringen. Am Sonntag, den 28. Mai 1995, wurde es nach einer mehrjährigen Sanierung als Bürgerhaus offiziell seiner Bestimmung übergeben.

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„Eine unendliche Geschichte hat heute ihren glücklichen Abschluss gefunden,“ sagte vor genau 25 Jahren Bürgermeister Josef Mend bei der offiziellen Übergabe des ehemaligen Bauernhauses in Hellmitzheim, als Bürgerhaus an die Einwohnerschaft. Sein Wunsch damals: „Von der Nutzung des Gebäudes sollen viele neue Impulse zur Förderung und Stärkung der Dorfgemeinschaft ausgehen“!

„Was lange währt, wird endlich gut, denn gut Ding´ will Weile haben“,
sagte das Stadtoberhaupt in seiner Ansprache zu Beginn der Feierlichkeiten
in Form eines Dorffestes vor dem Bürgerhaus.
Foto: Wolfgang Schneider

Dank zollte der Bürgermeister dem Landesamt für Denkmalpflege, den Mitarbeitern des Landratsamtes Kitzingen und allen an der Sanierung des Gebäudes beteiligten Planern, Handwerkern und den Mitgliedern des Fördervereins zum Erhalt eines historischen Bauernhauses mit Vereinsvorstand Wolfgang Schneider an der Spitze.

Ganz besonders hervorgehoben wurde jedoch das Engagement von Stadtrat und Ortssprecher Richard Veit als Ansprechpartner, Mittler und Bauleiter vor Ort. Ihm war der Aussage vom Bürgermeister Mend kein Einsatz und keine Mühe zu groß.

Die Übergabefeier wurde musikalisch von den „Frankobarden“, dem Posaunenchor Hellmitzheim und dem Chor der Dorfkinder ausgestaltet.

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Chronik des Bauernhauses in der Mönchsondheimer Straße 8 (früher Hs.Nr. 85)

Errichtung und Bauzeit

Von Fachleuten wurde versucht, die Bauzeit des Gebäudes durch die Altersbestimmung des verwendeten Holzes zu ermitteln. Ergebnis: Das Holz wurde ca. 1591 geschlagen. Daher wird die Bauzeit auf die Jahre 1591 bis 1610 datiert. Das Haus könnte aber auch später erbaut worden sein, wenn beim Bau alte Balken wiederverwendet wurde.

Lange wurde es von den Hellmitzheimern „Röschenhaus“ genannt. Nach einer Erzählung von Karl Schneider war vermutlich ein Freiherr v. Rösch bzw. Röhs oder Resch (es lagen mehrere Schreibweisen vor) der Erbauer des Hauses. Er soll damals Zentgraf und damit Gerichtsherr über die Zent Hellmitzheim gewesen sein.

Aufgrund seiner besonderen Bauform wird das Haus in fast allen Fachbüchern über fränkische Fachwerkhäuser erwähnt. Das Erdgeschoss des zweigeschossigen Wohnstallhauses ist aus verputzten Gipssteinquadern gebaut. Dieser steinerne Unterbau wurde 1830 ausgewechselt. Seine Besonderheit erhält das Gebäude durch das östlich angebaute zweigeschossige Zwerchhaus mit Satteldach.

Über die „Maske am Spitzgiebel berichtete die Kitzinger Zeitung anlässliche der Einweihungsfeierlichkeiten in ihrer Ausgabe vom 30. Mai 1995.
Foto oben: Harald_Heinritz-Archiv2o18
Zeitungsartikel überreicht von Angelika Kolb

Die jüngere Geschichte des Hauses

Obwohl viele Gebäude in Hellmitzheim, gerade und insbesondere in der Dorfmitte, durch Angriffe des US-Militärs im April 1945 stark und teils komplett zerstört wurden, blieb das Haus von größeren Beschädigungen verschont.

Besonders in der Dorfmitte von Hellmitzheim wurden
durch die Angriffe im April 1945 viele Gebäude zerstört.
In der Bildmitte ist der Fachwerkgiebel des heutigen Bürgerhauses
zu sehen. Foto: Wolf Dieter Ortmann

Mitte der 1980er Jahres sollte das Haus einer Maschinenhalle weichen. Dagegen regte sich jedoch Widerstand. 1988 wurde ein Förderverein zur „Erhaltung des Bauernhauses“ gegründet. Die Stadt Iphofen erwarb das Haus 1990. Für die Renovierung wurden hohe Zuschüsse gewährt, der größte Teil der Finanzierung musste aber von der Stadt Iphofen getragen werden.

Am 28. Mai 1995 konnte das Fachwerkhaus feierlich an die Dorfgemeinschaft übergeben werden.

Das Bürgerhaus heute?

Heute zählt der 60 Mitglieder starke Verein rund 200 Belegungen im Jahr alleine für den Veranstaltungsraum. Im Erdgeschoss befinden sich zwei Räume, die die Dorfjugend eigenständig nutzt und seit 2016 befindet sich im Obergeschoss eine Dauerausstellung des Landesbundes für Vogelschutz (LBV – Unterfranken) über heimische Fledermäuse.

„Man kann heute durchaus die Behauptung aufstellen: Die Erhaltung dieses Hauses hier in der Dorfmitte und die Nutzung als Bürgerhaus war und ist ein Glücksfall für die ganze Dorfgemeinschaft. Anfängliche Kritik ist heute verstummt“, so der derzeitige Vorstand des Bürgerhausvereins Harald Heinritz in einem Resümee.

Mehr Informationen zum Hellmitzheimer Bürgerhaus sowie zur Fledermausausstellung hier => https://hellmitzheim.de/das-buergerhaus/

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Titelfoto: Wolfgang Schneider, 28.05.1995