Dorfgeschichte: Die Zehntscheune

Als Zehntscheune oder Zehntscheuer wurde ein Lagerhaus zur Annahme und Aufbewahrung der Naturalsteuer (Zehnt) bezeichnet.

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Die Zehntscheune in Hellmitzheim zählte zu den Herrschaftlichen Einrichtungen. In ihr wurden die Getreidegarben gelagert und später ausgedroschen. Im Urkataster wird die Zehntscheune unter der Hausnummer 94 geführt. Sie stand bis April 1945 an dem Platz, an dem heute das Wohnhaus Sportplatzstraße 3 steht.

Das Foto aus den 1930er Jahren zeigt links die Zehntscheune. Im Hintergrund die Hellmitzheimer Dorfkirche und in der Mitte (weißes Haus mit Walmdach) das „Jägerhaus“.
Foto überreicht an Hellmitzheimer Dorfarchiv von Anni Ziegler.

Neben der Kirche war die Zehntscheune das zweithöchste Gebäude im Dorf. In zwei Tennen konnte das Getreide gedroschen und gereinigt werden. Gelagert wurde das Körnergut und andere Zehntabgaben dann in den großen Nebenvierteln und auf den ausgebauten Dachböden.

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Hintergund: Die Zehntabgabe

In früherer Zeit musste der zehnte Teil aller Erträge an den Zehntherren abgeliefert werden. Die Zehent darf hierbei nicht mit der Zent (Cent), dem Gerichtsbezirk verwechselt werden.

Die Zehntabgaben war in der Karolingerzeit ein aufkommendes Reichnis an die Kirche. Dadurch sollte der Lebensunterhalt der Pfarrer sichergestellt werden. Später wurde die Abgabe auch von den weltlichen Herren erhoben.

Der Zehnt war eine Holschuld und musste vom Zehntherren meist schon auf dem Feld geschätzt und eingesammelt werden. So gingen Zehnknechte auf die zehntbaren Äcker und warfen jede Zehnte Garbe um. Erst dann durften die Bauern ihren Teil der Ernte in die Scheune bringen. Das Getreide wurde auf Kosten der Herrschaften abtransportiert und ausgedroschen. Teilweise mussten die Bauern Abgaben selbst zur nächsten Zehntscheune schaffen, für den Transport erhielten sie dann aber eine Entlohnung.

Vier Zehntherren in Hellmitzheim

Die Zehntabgabe verschwand in seinen letzten Resten erst 1848. In Hellmitzheim gab es im wesentlichen vier Zehntherren:

  • Schenken Limpurg-Speckfeld, später Grafen Rechteren-Limpurg
  • Fürstentum Ansbach-Bayreuth
  • Geistliche Pfründe – Pfelgeamt Kitzingen und Spital Kitzingen
  • Juliusspital Würzburg mit Bürgerspital Iphofen
Foto: Dorfarchiv Hellmitzheim

Bei den Angriffen in den Apriltagen 1945 wurde die Zehntscheune in Hellmitzheim bis auf die Grundmauern zerstört. Die Scheune wurde nicht wiederaufgebaut.

Foto: 2015 – Sportplatzstraße 3 | Dorfarchiv Hellmitzheim

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Textquellen: Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forste; Buch „Hellmitzheimer Geschichte und Geschichten“ von Karl Schneider & Wilhelm Veeh | Titelfoto aus Ansichtskarte, Dieter Lindner, Dorfarchiv Hellmitzheim